Claudi

Doch manchmal fehlt was

Ich werde dieses Jahr 60, bin (schon ewig) glücklicher Single und aus gesundheitlichen Gründen Frührentnerin. Nach dem Ausstieg aus dem Job musste ich mein soziales Umfeld komplett neu aufbauen und mir Hobbies suchen. Soweit so gut.

Ich nähe und plotte leidenschaftlich gerne. Ich bowle im Verein und mit meinem Minijob zweimal die Woche bin ich rundherum zufrieden. Ich habe neue Kontakte geknüpft und irgendwie finde ich immer eine Beschäftigung oder es stolpert ein neues (kreatives) Projekt herein. Meine Wege erledige ich mit meinem E-Bike und da ich am Rande der Stadt wohne, bieten sich Touren ins Umland an. Aber alles gemütlich und entspannt. Ich bin gerne mit mir alleine und fühle mich keineswegs einsam. Ich mag aber eben auch Menschen und Gesellschaft, lerne gerne Neues kennen.

Bin ich glücklich? Definitv ja! Aber manchmal fehlt da doch eine Freundin. Jemand zum Klönen, in den Arm nehmen, anlehnen, lachen, rumspinnen, tiefgründig diskutieren - durch dick und dünn eben. Ich stelle fest, dass Freundschaften schließen nicht mehr so =einfach= ist wie früher. Wir haben halt alle unsere NoGos. Ich auch.

Ich mag achtsame Kommunikation, Perspektivwechsel, zwei unterschiedliche Meinungen einfach mal stehen lassen, das Gegenüber einfach so lassen - aber dabei bodenständig, nicht alles tot reden, offen und ehrlich (gerne mit der Tür ins Haus), nicht dauernd durch die Blume quatschen. Auch über die belanglosen Dinge des Tages reden, halt ganz normales =Freundschaftsdingens=. Tiefenentspannt.

Eigentlich bin ich ein Hundemensch, aber es wohnen 2 Kater bei mir. Ein Hundetrainer sagte mal zu mir, ich hätte eine natürliche Autorität. Aber eigentlich bin ich manchmal unsicher. Eigentlich bin ich eine starke Frau, aber manchmal bin ich auch einfach müde. Die meisten meiner Herzensmenschen sagen über mich =.. sie ist so wunderbar unkompliziert...=. Etwas Geduld braucht es aber schon, um mich wirklich kennenzulernen. Schubladen sind eher unpassend für mich.

Tja, was soll ich noch schreiben? Ich habe sicher keine überzogenen Erwartungen im Sinne von =beste Freundinnen und Seelenverwandte for ever=, aber ich bin neugierig auf das Leben, auf Menschen und manchmal fehlt mir eben noch der eine oder andere soziale Kontakt. Eine Bekanntschaft, aus der eine Freundschaft werden kann. Voller Vertrauen, Respekt, Toleranz und Akzeptanz. Why not?